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Kopieren als Kulturtechnik

Ganz nett, aber mit vielen Schwächen — das iPhone 3G

27. Februar 2009 von Christian Imhorst

In einem Anfall von weiß ich nicht mehr warum habe ich mir von T-Mobile ein iPhone 3G als neues Handy schicken lassen. Preislich und vom Vertrag her gesehen kam es von den Handys, die mich interessiert haben, doch noch am günstigsten. Dabei war mir im Prinzip schon klar, dass ich als Linux-User schnell an die Grenzen des kleinen Smartphones stoßen werde. Das beginnt schon mit der Aktivierung; Dazu braucht man unbedingt iTunes, weil das iPhone komplett mit diesem Programm verheiratet ist.

Ich habe zum Glück noch mein altes iBook zu Hause, das hauptsächlich von meiner Freundin benutzt wird. Um das iPhone zu aktivieren, durfte ich es mir aber nochmal ausleihen. Erstmal wollte ich mir das Handy in Ruhe anschauen und mir dann darüber Gedanken machen, wie ich es mal unter Ubuntu Linux synchronisieren werde.

Beim ersten Einrichten des iPhones sollte man seine Kreditkarte zur Hand haben. Das Gerät ist nämlich nicht nur mit iTunes, sondern auch noch mit dem iTunes-Store verdongelt. Selbst wenn man nicht vorhat, ein Programm im App Store zu kaufen, um die sehr bescheidenen Funktionen des iPhones um ein paar wichtige Features zu erweitern, sondern ausschließlich kostenfreie Versionen von Applikationen oder Podcasts über iTunes herunterladen will, muss man sich vorher im iTunes-Store registriert haben.

Nach dem Freischalten und der Registrierung konnte ich damit beginnen, das iPhone zu erkunden. Um es gleich vorweg zu sagen: Die Handhabung der Benutzeroberfläche macht großen Spaß. Die Bedienung des Touchscreens und der Programme ist einfach und — mit ein bisschen Übung — schnell. Die Auflösung des Displays ist sehr gut und auch der schnelle Internetzugang ist klasse. Das Vergrößern, Verkleinern und Verschieben von Fotos, Internetseiten und verschiedener Applikationen macht wirklich Spaß. Aber schon nach kurzer Zeit fangen die ganzen kleinen Unzulänglichkeiten an zu stören. Ganz zu Anfang zum Beispiel, wenn man sich fragt, wie man die Kontakte von seinem alten Handy aufs iPhone kopieren kann.

Über Bluetooth ist das nämlich nicht möglich, da diese Schnittstelle gerade mal dazu taugt, ein Headset an das Telefon anzuschließen. Damit fällt zukünftig auch der Austausch von Klingeltönen und anderen Dateien flach — Apple setzt voll auf WLAN. Um aber Dateien über WLAN auszutauschen braucht man mehr oder weniger teure Programme aus dem App Store. Die Dateien stehen dann aber nur innerhalb dieser Applikation auf dem iPhone zur Verfügung. Man bekommt übrigens auch gar nicht die Chance, einen eigenen Klingelton zu benutzen. Auch Musik, die man im iTunes-Store gekauft hat, kann man nicht als persönlichen Kligelton wählen.

Jeden einzelnen Kontakt vom altem Handy per SMS zu versenden wäre zu teuer. Also kann man sein Adressbuch nur ganz oldschool auf die SIM-Karte kopieren, um es zu übertragen. Wenn die Kontakte erstmal im iPhone sind, bleiben sie dort auch. Man kann sie nur noch mit einem Dienst im Internet über iTunes synchronisieren. Die Möglichkeit, einen einzelnen Kontakt über Bluetooth, SMS oder WLAN an ein anderes Handy zu versenden, ist in der Software als Funktion nicht vorgesehen.

Weitere Schwachpunkte des iPhones zeigt der Artikel Test: Das iPhone 3G ist noch nicht perfekt bei Golem ganz gut auf. Unter anderem bemängelt er, dass das iPhone kein Java hat. Gäbe es dazu auf dem Handy eine Alternative wie Python, fände ich es ja noch in Ordnung, aber so muss man sich einfach damit abfinden, dass auf Java basierende Web-Anwendungen nicht funktionieren. Neben der Kritik von Golem an der Tastatur gefällt mir an ihr übrigens auch nicht, dass es keine Undo-Taste gibt. Hat man mal aus Versehen einen Korrekturvorschlag bestätigt, muss man alles mühevoll wieder löschen, und löscht man dabei zu viel, muss man das Ganze wieder neu eintippen.

Es scheint so, als ob erst ein Jailbreak das iPhone so richtig benutzbar machen wird. Aber bevor ich es „jailbreake“ will ich es erstmal mit Ubuntu sychronisieren. Allerdings bin ich daran gescheitert, iTunes 8.0.2 mit Wine zu starten. Geklappt hat dagegen Windows XP in VirtualBox 2.1 zu installieren und dann das iPhone zu synchronisieren, damit ich mir nicht ständig das iBook meiner Freundin ausleihen muss. Mit einer niedrigeren Version von VirtualBox ist die Synchronisation übrigens nicht möglich, da erst ab der Version 2.1 USB-Geräte unterstützt werden. Aber dauernd Windows zu starten kann auch keine Lösung sein.

Geschrieben in MacOS X und iPhone