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Kopieren als Kulturtechnik

Kopieren als Kulturtechnik des 21. Jahrhunderts

18. März 2008 von Christian Imhorst

Man kann anscheinend als Journalist mit dem Science-Fiction-Autor und Blogger Cory Doctorow ganz amüsante Interviews führen. Schließlich sei er in der Lage, aus dem Stegreif ein „Gewitter an Geistesblitzen abzufeuern“ und dabei nerdig-eloquent abzuschweifen, behauptet zumindest Spiegel-Online. In diesem Interview haut Doctorow folgenden schönen Satz heraus:

Künstlerisch sehe ich das Kopieren als integrale Kulturtechnik des 21. Jahrhunderts an. Nie war es jedoch so schwierig, etwas zu kopieren. Wir werden dafür kriminalisiert, dass wir Kultur lieben und teilen. Durch DRM und die Einschränkung des Urheberrechts werden innovative Impulse unterbunden.

Das ist so schön, dass man es gleich zum Motto eines Webblogs machen könnte und was ich hiermit auch mache. In seinem bislang aktuellsten auf Deutsch erschienendem Interview bei jetzt.de verfeinert er seine Aussage zum Thema:

Wir sind im 21. Jahrhundert. Kopieren wird immer leichter. […] Egal, was ich tue – wenn die Leute es mögen, werden sie es kopieren. Kopieren zu verbieten, ist nichts anderes, als die Leute zu verdammen – seinen Lesern zu sagen, dass sie Idioten sind und sie zu verklagen. Es ist etwas Unmoralisches, Leute dafür zu bestrafen, dass sie Kultur betreiben.

Danke, Cory, für diese warmen Worte. Sie haben mir die Idee zum (abgewandelten) Untertitel meines Blogs geliefert. Seine Geschichten und Bücher kann ich gerne empfehlen, zum Beispiel Backup, wenn man mit der deutschen Übersetzung anfangen möchte. Die Originale findet man auf craphound.com. Allerdings darf man seine Werke nur kopieren und lesen. Sie dürfen nicht bearbeitet oder in irgendeine andere Weise verändert werden – zumindest nicht ohne vorher den Autor zu fragen.

Geschrieben in Copyleft