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Ubuntu sinnvoll einrichten

7. April 2013 von Christian Imhorst

Vor ein paar Tagen bin ich bei Michael Kofler auf den schon etwas älteren Artikel Ubuntu 12.04 narrensicher konfigurieren gestoßen, in dem er ein paar Tipps gibt, wie man ein Ubuntu für Menschen einrichtet, für die der Computer eher Mittel zum Zweck ist, um zum Beispiel Fotos zu sortieren, Musik zu verwalten, E-Mails und Briefe zu schreiben, oder ähnliche Dinge zu tun. Den ein oder anderen Tipp von ihm fand ich gut, andere weniger. Da er seinen Artikel mehr als Ideensammlung und weniger als unveränderliches Rezept verstanden wissen will, möchte ich hier auch ein paar Ideen sammeln, wie man Ubuntu 12.04 sinnvoll einrichten kann und würde mich über weitere Vorschläge freuen. Dabei werde ich, im Gegensatz zu Kofler, an der Grundeinstellung oder dem Konzept von Ubuntu wenig ändern. Unity bleibt also Unity und die Fensterknöpfe bleiben links. Durch das Design von Unity soll deutlich werden, dass Ubuntu etwas völlig anderes ist, als zum Beispiel das Windows, das man vorher genutzt hat, und dass man sich auf etwas Neues einlassen darf.

Installation

Folgende Programme sollten auf dem Ubuntu-Rechner installiert sein, falls sie es nicht sowieso schon sind: VLC für Medien-Dateien jeder Art, Pinta als einfaches Zeichenprogramm, weil es sehr an Paint.Net erinnert und Gimp für viele Sachen zu mächtig ist. Programme wie das Plugin für den Flash-Player sind im Meta-Paket ubuntu-restricted-extras enthalten, das auch gleich das Abspielen von MP3s und anderer Audio- und Video-Formate sicher stellt. Preload ist ein Dämon, mit dem man die Rechnerperformance weiter verbessern kann. Anhand seiner eigenen Statistik sagt er vorher, welches Programm ein Benutzer vorraussichtlich starten wird, um den Code dieser Programme schonmal in den Speicher zu laden. Da die Installation über das Software Center zu lange dauert, passiert das am besten im Terminal:

sudo apt-get install ubuntu-restricted-extras vlc pinta preload

Einstellungen

Den Anfang machen die Einstellungen, die etwas tiefer in das System eingreifen, wie zum Beispiel die Einstellung der Swappiness, die man auch unter den Tuning-Tipps im Wiki von Ubuntuusers.de nachschauen kann. Sie legt fest, ab wann Programme, die gerade ausgeführt werden, ihre Daten nicht mehr in den Arbeitsspeicher schreiben, sondern auf die Festplatte, was als Swapping bezeichnet wird. Ubuntu hat eine Swappiness von 60 voreingestellt, was bedeutet, dass bereits Daten vom Arbeitsspeicher auf die Festplatte verschoben werden, wenn der Arbeitsspeicher gerade mal zur Hälfte gefüllt ist. Wie die Swappiness des Systems eingestellt ist, kann man mit dem folgenden Befehl herausfinden:

cat /proc/sys/vm/swappiness

Damit Daten erste aus dem Arbeitsspeicher herausgeschoben werden, wenn er erst zu 80 oder 90 Prozent gefüllt ist, öffnet man die Konfigurationsdatei als Root:

sudo gedit /etc/sysctl.conf

Darin fügt man dann am Ende der Datei folgende Zeile ein:

vm.swappiness = 10

Nach einem Neustart werden die Änderungen übernommen. Vorher kann man noch das Gastkonto entfernen, wenn es nicht benötigt wird. Dazu muss man im Abschnitt [SeatDefaults] der Konfigurationsdatei

sudo gedit /etc/lightdm/lightdm.conf

die folgende Anweisung einfügen:

allow-guest=false

Alle Programme auf einen Blick

Ein Startmenü wird von vielen Benutzern sehr schnell vermisst, wenn es fehlt. Das ist zumindest einer der am häufigsten genannte Kritikpunkte an Windows 8. Ähnlich geht es Unity unter Ubuntu. Dabei ist es gar nicht schwer, sich auf der Dash-Startseite alle Programme anzeigen zu lassen. Man muss dazu nur unten auf das Symbol für „Anwendungen suchen“ klicken und dann auf „Installiert … weitere Ergebnisse anzeigen“.

Dash

Zugegebenermaßen fällt einem diese Möglichkeit nicht gleich ins Auge. Das ist vielleicht einer der Gründe, warum Florian Diesch ein Classic Menu für den Indicator entwickelt hat, damit man beides nutzen kann, ein vertrautes Startmenü und die Dash-Startseite. Das PPA für den Classic Menu Indicator wird folgendermaßen installiert:

sudo add-apt-repository ppa:diesch/testing

Da zusätzliche Fremdquellen wie PPAs das System gefährden können, muss man während der Installation nochmal mit der Enter-Taste bestätigen. Anschließend kann man mit der Installation beginnen und am Ende den Classic Menu Indicator starten.

sudo apt-get update
sudo apt-get install classicmenu-indicator
classicmenu-indicator &

Der Classic Menu Indicator trägt sich automatisch unter die Startprogramme ein, so dass er nach dem nächsten Neustart automatisch wieder zur Verfügung steht. Das Symbol für das Classic Menu sieht man jetzt bei den anderen Indikatoren oben rechts auf dem Desktop.

Classic-Menu-Indicator

Ein paar Kleinigkeiten noch

Zum Schluss bleiben noch ein paar Kleinigkeiten. In LibreOffice sollte man die Endungen DOC standardäßig für den Writer und XLS standardäßig für Calc einstellen, damit die Empfänger die Dokumente auch noch mit MS Office 2003 öffnen können. Außerdem kann man noch Ubuntu One einrichten, einen Webdienst zur Datensicherung mit 5 GB Speicher, den man mitnehmen sollte, falls man kein Dropbox-Account hat, oder für Backups mit Déjà Dup. Installiert man dazu noch die entsprechende App von Ubuntu One auf dem Smartphone, kann man einfach Dateien zwischen PC und Handy austauschen. Mit Rhythmbox kann man die Verwaltung für Musik, Internet-Radio, Podcasts und Ubuntu One Music Store einstellen. Zum Schluss kann man noch Shotwell zur Verwaltung der Fotos und Bilder auf dem Rechner schonmal einrichten. Außerdem sollte man noch einen Blick auf die Energiesparmodi werfen, um zu prüfen, ob alles passt. Auf kleinen Bildschirmen kann das Startmenü von Unity stören. Unter „Systemeinstellungen“, „Darstellung“ und „Verhalten“ kann man die „Autohide“-Funktion einstellen, damit das Startmenü ausgeblendet wird.

Fernwartung

Falls Support gefragt ist, sollte man noch ein Fernwartungs-Tool installieren. Am einfachsten ist da sicherlich TeamViewer zu bedienen und zu installieren. Nachdem man auf den Download-Button auf der Webseite gedrückt hat, geht die Installation problemlos über das Ubuntu Software-Center. Wenn man TeamViewer aus irgendwelchen Gründen nicht möchte, bleibt noch die etwas aufwändigere Einrichtung von VNC.

Schluss

Da jeder Benutzer andere Bedürfnisse hat, was er mit seinem Rechner machen will, ist auch jedes Ubuntu anders einzurichten. Aber vielleicht kann man bei der Einrichtung von der ein oder anderen Idee aus diesem Artikel profitieren.

Geschrieben in Gnu/Linux