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Mein Wechsel zu Fedora

13. Juli 2013 von Christian Imhorst

Canonical wird mit Ubuntu auch in nächster Zeit weiter einen Weg einschlagen, bei dem es darum geht, Geld mit der Gnu/Linux-Distribution zu verdienen. Geld verdienen zu wollen, ist für mich erstmal nichts Verwerfliches, mich stört allerdings, wie Canonical der Gewinnseite endlich näher kommen will: Mit Werbung — zum Beispiel für Amazon, obwohl es gute Gründe gibt, dort nichts zu kaufen, mit dem Music Store und Ubuntu One, mit Spy-Ware, mit Verletzung der Privatsphäre der Nutzer von Ubuntu, und mit proprietärer Software als Dreingabe zur Distribution. Dazu habe ich ähnlich wie Roman „ein bisschen das Gefühl, dass das Herzblut nicht mehr da ist, wo es mal war“. Aus diesen Gründen mag ich die Distribution nicht mehr nutzen und auch nicht mehr uneingeschränkt weiterempfehlen. Abgesehen davon beschäftige ich mich schon beruflich jeden Tag mit einem unfreien Betriebssystem, weshalb ich mich in meiner Freizeit lieber mit einem freien Betriebssystem auseinandersetzen möchte und nicht mit einem, das den unfreien immer ähnlicher werden will.

Warum Fedora?

„Die Freiheit jede Desktopumgebung, jede Distribution zu nutzen, die man für richtig hält, macht für mich die Stärke freier Software aus“, sagt Patrick Meyhöfer und es stimmt: Jeder kann die Distribution wählen, mit der sie oder er glücklich wird. Ich mag Debian sehr und benutze es gerne auf Servern oder in virtuellen Maschinen. Für den Desktop, ist mir die Software allerdings etwas veraltet. Hier installiere und probiere ich einfach zu gerne neue Sachen. Sicherlich könnte ich dafür auch Testing oder Unstable nehmen, ich finde es aber auch spannend, eine RPM-basierte Distro auszuprobieren. Wer es auf dem Desktop eher konservativer mag, dem kann ich Debian nur empfehlen. OpenSuse finde ich gut, aber ich bin kein KDEler, auch wenn man alle anderen Desktopumgebungen auch unter OpenSuse installieren kann. Meine Wahl fällt daher schließlich auf Fedora, weil ich es schon früher eine Zeit lang benutzt habe, und weil Gnome der Standarddesktop ist. Fedora ist ein großes Community-Projekt, was ich sehr spannend finde, denn ich mag den Mainstream, und mir gefällt das freundliche „Hallo“ auf ihrer Gemeinschaftsseite.

FCP

Ich habe Fedora auf meinem Netbook Samsung N145 Plus installiert und es läuft sehr gut mit Gnome 3, wobei ich den Arbeitsspeicher schon länger auf 2 GB erweitert habe. Was mir bei der Installation sehr gut gefallen hat, ist, dass man, neben anderen Cloud-Speicherdiensten, gleich seine eigene OwnCloud einbinden kann.

FedoraOwnCloud

Aber auch bei Fedora gibt es nach der Installation ein bisschen was zu tun, um es für die eigenen Bedürfnisse anzupassen.

Meine 5 Dinge, die man nach der Installation von Fedora 19 mit Gnome noch machen sollte

Ein Sache, die man bei Fedora unbedingt nachbessern muss, wenn man von Ubuntu kommt, ist die Darstellung der Fonts. Das sogenannte font rendering ist bei Fedora nicht schlecht, aber anders als bei Ubuntu und daher für Umsteiger gewöhnungsbedürftig.

1. Wer von den Ubuntu-Fonts nicht lassen kann, kann sich die Ubuntu Font-Familie herunterladen und die Zip-Datei nach ~/.fonts entpacken. Wenn der versteckte Ordner noch nicht existiert, kann man ihn vorher auch selbst erstellen. Anschließend öffnet man das Gnome-Tweak-Tool, das man wie weiter unten in Punkt 3 beschrieben installiert. Im Tool wählt man dann Ubuntu als Schriftart aus, „Slight Hinting“ and „Rgba Kantenglättung“.

SchriftartUbuntu

Wer auch den Absprung von den Ubuntu-Fonts schaffen will, für den empfiehlt sich vielleicht der Infinality-Patch für das font rendering, den ich bei Jayson Row gesehen habe.

Für die Fonts von Microsoft benötigt man das Paket cabextract und anschließend das RPM-Paket von Sourceforge.net:

yum install cabextract
rpm -i http://sourceforge.net/projects/mscorefonts2/files/rpms/msttcore-fonts-installer-2.2-1.noarch.rpm

Aus dem Artikel 5 things to do after installing Fedora 19 GNOME habe ich die nächsten vier wichtigsten Punkte, die nach der Installation zu machen sind, entlehnt. Den Punkt Gaming habe ich unterschlagen, weil Gnu/Linux für mich schon Spaß genug ist.

2. Der Installer scheint leider keine Möglichkeit zu bieten, während der Installation einen Hostnamen zu vergeben. Das kann man aber leicht als Root mit einem Befehl nachholen, wobei <hostname> durch den richtigen Hostnamen ersetzt werden muss:

hostnamectl set-hostname <hostname>

3. In der Fensterleiste von Gnome 3 vermisse ich den Button zum mini- oder maximieren des Fensters. Solche Kleinigkeiten im Erscheinungsbild kann man aber mit dem Gnome-Tweak-Tool schnell nachbessern. Das Tool wird mit folgendem Befehl installiert:

yum install gnome-tweak-tool

4. Gnome 3 lässt sich leicht und schnell über die Gnome Shell Extensions erweitern. Neben der Erweiterungen Taskbar von zpydr und das Drop Down Terminal von zzrough empfiehlt sich Gno-Menu von Panacier für alle, die ein Menü ähnlich wie bei Gnome 2 vermissen.

DropDownShell

Außerdem findet man noch TopIcons in den Erweiterungen, mit dem man Icons von Dropbox, OwnCloud und andere wieder an ihren gewohnten Platz in der oberen Leiste schieben kann.

5. Aus Lizenz-Gründen enthält Fedora nur freie Software. Wer mehr braucht, muss zusätzlich die Repositories von Dritten installieren. Die bekanntesten Extra-Repos sind vermutlich RPM Fusion und Livna (letzteres hat aber mittlerweile mit RPM Fusion fusioniert), die man benötigt, um MP3s zu hören, bestimmte Filme zu gucken und so weiter. Wenn man wissen möchte, welche unfreien Programme, die man alltäglich nutzt, aus Fedora ausgelagert wurden, sollte sich die Forbidden Items anschauen und die Programme nachinstallieren, die sie oder er vermissen.

6. Update: LibreOffice auf deutsch einstellen

Wer möchte, kann auch das deutsche Sprachpaket von LibreOffice installieren:

yum install libreoffice-langpack-de

Geschrieben in Gnu/Linux