Das neue Yahoo!
Ich habe es heute endlich geschafft, den spannenden, aber auch langen Artikel The Truth About Marissa Mayer: An Unauthorized Biography zu lesen. Der erste Teil des Artikels behandelt, wie man von einer Biografie erwarten kann, von Mayers Jugend irgendwo in der US-Provinz und ihre Aufnahme und Studienjahre in Stanford. Spannend wird es mit ihrem Einstieg bei Google, wo sie von einer Programmierin bis zu einer Chefposition für die Suchmaschine aufstieg.
Unter anderem war sie für das Design der Web-Oberfläche der Suchmaschine und anderen Google Produkten zuständig. Nachdem Larry Page anstelle von Eric Schmidt an die Spitze des Unternehmens wechselte, begann ihr „Abstieg“ in die Google Maps-Abteilung. Als Verantwortliche für Google Maps geriet sie immer wieder in Streit mit für Google wichtigen Ingenieuren, wobei klar wurde, dass sich aufgrund der Auseinandersetzungen bei Google etwas ändern müsse. In dieser Situation wurde Mayer vom Yahoo-Vorstand 2012 an die Spitze des Konzerns geholt. Davor diskutierte der Vorstand von Yahoo, wie es mit der Firma weitergehen soll: Die eine Seite des Vorstandes wollte Yahoo zu einem Medien-Konzern umbauen, die andere sich wieder auf das besinnen, was Yahoo groß gemacht hat, die Entwicklung spannender Internet-Produkte. Ein Besuch beim Silicon Valley-Weisen Marc Andreessen bestätigte die Seite, die wieder ein cooles Technologie-Unternehmen werden wollte. Laut Andreessen produzieren „normale“ Firmen Produkte wie Autos, Schuhe, Lebensversicherungen etc. Das Produkt von technologisch orientierten Firmen ist Innovation. Was immer sie heute verkaufen würden, in fünf Jahren sei es etwas völlig anderes. Wenn sie damit aufhören, Neuerungen einzuführen, würden sie sterben, so Andreessen. An der Spitze von Yahoo benötige man daher jemanden, der Innovationen den Weg bereiten und sie am laufenden Band produzieren kann, um mit Google, Facebook und Apple konkurrieren zu können. Anstatt also die Anzeigen-Technologie von Google und die Suchmaschine von Microsoft zu lizensieren und Medieninhalte von MSN.com anzubieten, um dabei eigene Entwicklungen aufzugeben, entschied sich der Yahoo-Vorstand dazu, wieder ein bedeutender Produzent von Internet-Technologien werden zu wollen und engagierte dafür Marissa Mayer. Seitdem verfolgt Mayer bei Yahoo verschiedene Strategien.
Mayer brachte die vermisste Führung zurück und es kehrte wieder soetwas wie Disziplin ein. Die Mitarbeiter erscheinen wieder pünktlich zur Arbeit und bleiben lang. Wobei fraglich ist, ob es so erstrebenswert ist, lange im Büro zu bleiben. Sie strich die Heimarbeitsplätze, vermutlich eher um auszusieben, wer ihren neuen Kurs mitgeht, und wer nicht. Wobei man fairerweise auch sagen muss, dass der Umbau Yahoos zu einem Medien-Unternehmen wahrscheinlich mehr Arbeitsplätze gekostet hätte. Nach den Plänen eines Befürworters des Umbaus hätte Yahoo mit etwa 11.000 Angestellten weniger auskommen können.
Statt Arbeitsplatzabbau im großen Stil holt Mayer junge, interessante und innovative Programmiere an Bord, indem sie kleine Startups aufkauft, das Startup schließt und die Programmierer anheuert. Sie weiß, dass zukünftige Internet-Technologien vorallem auf Smartphones funktionieren müssen. Hier war Yahoo schlecht aufgestellt, was verwundert. Bei einer Analyse, was Menschen mit ihrem Smartphone hauptsächlich machen, neben jemanden anzurufen, Kurznachrichten zu schreiben oder Kartendienste zu nutzen, stellt man fest, dass sie vorallem E-Mails abrufen, das Wetter abfragen, Boulevard-, Sport, und andere Nachrichten lesen, Aktienkurse prüfen, Fotos teilen und Sozialkontakte pflegen. Das sind alles wesentliche Geschäftsfelder von Yahoo im Internet. Bislang wurde es allerdings versäumt, sie für Smartphones und Tablets zu optimieren. Mayer begann mit der E-Mail-App, der mittlerweile viel gelobten Wetter-App und der Flickr-App. Trotzdem verließen talentierte Entwickler weiter Yahoo und wechselten zu Google, Amazon oder gründeten eigene Startups. Mit dem Tumblr-Deal konnte Mayer gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sie holte neue, junge, talentierte Entwickler zu Yahoo, die besonders gut darin sind, Apps für Smartphones zu entwickeln, und konnte auf der anderen Seite mit den Tumblr-Nutzern die Kundschaft von Yahoo verjüngen und eine neue Zielgruppe dazu gewinnen.
Ohne Mayer wären Yahoo vermutlich nicht nur einige gute Software-Entwickler abhanden gekommen, die nicht ersetzt worden wären, auch die Website hat beständig Nutzer verloren. Mit dem Re-Design der Internet- und App-Angebote bleibt es spannend, wie es bei Yahoo weiter geht und welche künftigen Innovationen noch kommen werden.
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